Trotz der Monopolstellung von Google gerade in Westeuropa und Deutschland (in anderen Weltregionen sieht es zum Teil ganz anders aus) gibt es gute Gründe, auch alternative Suchmaschinen zu nutzen. Zum Beispiel ist das „User Tracking“ von Google, also die Aufzeichnung jeder Suchhistorie und jeder Surfbewegung, nicht oder nicht immer im Interesse von JournalistInnen. Technologien wie Google Instant führen zudem, wie der Webaktivist Eli Pariser es formuliert hat, in eine „filter bubble“, in eine Filterblase, in der nur noch gefunden wird, was schon gesucht wurde. Exklusive Stories sind auf diese Weise nicht zu ergattern. Für spezielle Suchanfragen und Einsatzgebiete gibt es darüber hinaus auch spezialisierte search engines, die häufig besser arbeiten als Google. Hier zuerst eine kleine Revue mit general interest-Suchmaschinen:
yahoo! war der erste echte Internetgigant, bevor Google kam. Bis heute versucht yahoo!, mehr Portal als nur Suchmaschine zu sein und mit allerlei Zusatzangeboten die User auf der eigenen Seite zu halten. Die Besonderheit bei yahoo! ist, dass anders als bei Google auch die Operatoren and (+) und and not eingesetzt werden können. Außerdem hat yahoo! kein Limit bei der Anzahl der Suchwörter, es können also auch mehr als 32 Suchbegriffe gleichzeitig recherchiert werden.
bing ist die Suchmaschine, mit der die Softwarefirma Microsoft seit 2009 Google direkt den Kampf angesagt hat. Durch strukturierte Ergebnisseiten soll gegenüber dem Marktführer ein Mehrwert geschaffen werden. Dabei bemüht sich Microsoft, mit allerlei Zusatzsuchdiensten wie einem eigenen Karten-, Bilder- und Videoangebot zum Marktführer google aufzuschließen. Als kleine Extravaganz bietet bing an, dass sich direkt nach IP-Adressen recherchieren lässt. Mit dieser Methode lässt sich z. B. herausfinden, welche Domains auf ein und demselben Server zu finden sind. Außerdem bietet bing einen eigenen Suchoperator für RSS-Feeds. Der Suchterm [feed:palästina] findet also Kanäle, die Nachrichten und Informationen zu Palästina sammeln.
Suchmaschinen wie Startpage oder Duckduckgo legen vor allem Wert auf Datenschutz und zeigen, dass sinnvolle Suchanfragen auch ohne User Tracking möglich sind. Deswegen sind sie besonders in der Hackerszene sehr beliebt. Duckduckgo wurde vom amerikanischen MIT-Absolventen Gabriel Weinberg gegründet und greift neben der eigenen Search Engine auch auf die Dienste anderer Suchmaschinen zurück. Deswegen wird duckduckgo auch als Hybridsuchmaschine bezeichnet. In sogenannten „Zero-click-Boxen“ werden Antworten auf entsprechend erkannte Fragen direkt auf der Ergebnisseite gegeben, ohne dass Links auf externe Webseiten gefolgt werden müsste. Zu den vielen sinnvollen Funktionen des Suchdienstes gehört auch die, Shopping-Seiten von vornherein aus den Suchergebnissen herausfiltern zu können. Webseiten, die hauptsächlich Inhaltsmühlen oder Linkfarmen darstellen, wie demand medias (ehow.com), werden ebenfalls herausgefiltert, da Weinberg sie für schlechte Qualität hält, „ausschließlich dafür erstellt, die Seite beim google-Suchindex weit nach oben zu bringen“.
Startpage basiert auf dem Metasuchdienst Ixquick aus Holland. Eine Metasuchmaschine ist ein Dienst, der selbst keine Crawler oder Spider durchs Internet schickt, sondern die Ergebnisse vieler anderer Suchmaschinen durchforstet und zusammenfasst. Auch bei startpage steht der Datenschutzgedanke im Vordergrund. startpage lässt einen Zugriff auf den Suchindex von google zu, umgeht dabei aber die User-Erfassung. Es werden weder die IP-Adressen der Nutzer erfasst, noch Cookies auf dem Computer hinterlassen. Ein kostenloser Proxy-Server ermöglicht sogar kostenlos das anonyme Surfen durchs Internet.
Qwant ist eine Suchmaschine, die vom gleichnamigen französischen Unternehmen entwickelt wurde und ebenfalls mit strengen Datenschutzbestimmungen wirbt. Die Ergebnisseite von Qwant ist in mehrere Spalten aufgeteilt. Neben der klassischen Internetsuche sind die Rubriken Live für Informationen von Nachrichtenseiten und Social für Informationen aus der Wikipedia oder aus den Sozialen Netzwerken optisch getrennt angezeigt. Es gibt auch eine Rubrik für Werbung. Am oberen Bildrand sind Ergebnisse aus Video- und Bilddateien angeführt.
Metasuchmaschinen können sehr wertvoll für die journalistische Recherche sein. Was Metasuchmaschinen angeht, kommt eine der besten geradewegs aus Deutschland. Die Informatiker der Universität Hannover pflegen Metager. Die neue Startseite von Metager sieht nicht mehr viel anders aus als das „naked design“ von Google. Über die „klassische Version“ erreicht man die „persönlichen Einstellungen“. Hier ist zu sehen, auf welche Vielfalt von Internetressourcen dieser Dienst zugreift, und diese sind nach den persönlichen Präferenzen aus- und abwählbar. Auch Metager verzichtet auf die Speicherung jeglicher personenbezogener Daten bei der Internetrecherche. Metager bietet mit „Code-Search“ auch die Möglichkeit, im Internet direkt nach Programmiercode zu suchen. Vorbild für Metager war die amerikanische Meta-Suchseite Metacrawler, die heute unter zoo.com firmiert.
Dmoz.org ist ein Webverzeichnis und damit heutzutage fast eine Besonderheit. In den Anfangstagen des WWW in den 1990er Jahren waren Webverzeichnisse der Standard bei Suchmaschinen: Redaktionen sichteten Websites und kategorisierten sie nach Schlüsselwörtern. Wer also „Robert Redford“ suchte, fand ihn unter „Schauspieler/männlich/US-amerikanisch/blond“. Googles Prinzip des Pagerank hat mit den Webverzeichnissen aufgeräumt, weil das Internet schlicht zu groß geworden ist. Dmoz wird vom Open Directory Project betrieben. Ehrenamtliche RedakteurInnen tragen hier die Informationen zusammen. Die Abkürzung steht für „Directory Mozilla“, weil die Mozilla Foundation hinter dem Projekt steckt, die beispielsweise auch den Internetbrowser Firefox herausgibt.
Dass es nicht immer Google sein muss, beweisen Rußland und Osteuropa, wo die Suchmaschine Yandex der Suchmaschine aus Kalifornien wichtige Marktanteile abgenommen hat. In Rußland hat Yandex einen Marktanteil von über 60%. Yandex hat einen eigenen Such-Index und funktioniert in verschiedenen Sprachen. Es gibt auch einen eigenen Browser, einen Emailservice und viele andere digitale Angebote.
Weitere allgemeine Suchmaschinen sind:
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Informativer Bericht zu den alternativen Suchmaschinen.
CENTIL-Europe ist eine der grössten unabhängigen Suchmaschinen in Europa. Diese ist nicht wie einige hier vorgestellten Suchmaschinen abhängig von den Daten der Marktführer, sondern enthält einen eigenen Index. Dieser umfasst bei der Erstellung dieses Kommentars 3.6 Millionen indexierte Websites. Resultate werden erstaunlich zügig aufgelistet. Der Server und der Betreiber sind in der Schweiz. Die Sicherheit ist bei den Betreibern ein wichtiges Thema, darum werden HTML, Javascript und andere Tags vollständig gelöscht, so dass nur der reine Text übrig bleibt. Dieser wird zusammen mit den Link- und Metadaten gespeichert. http://www.centil-europe.de
Danke für den Hinweis und den Link.
Guten Tag Herr Haarkötter
Bitte und auch Ihnen besten Dank für den hervorragenden Artikel.
Wir haben CENTIL inzwischen weiter ausgebaut. Der Index wird bis Mitte 2017 auf ca. 12 Millionen indexierte Websites erhöht und weist aktuell einen Bestand von 5.8 Millionen auf. Im Suchresultat wurden die Erweiterungen „Meinten Sie …“ und die Anzeige verwandter Suchbegriffe implementiert. Sowie die Anzeige von maximal 7 Bildern, welche dem Suchbegriff entsprechen. Mit Klick auf ein „Thumpnail“-Image gelangt man zur Vorschau, welche weitere Informationen zum Bild und die Herkunft enthält.
Die „Meinten Sie …“ Erweiterung wird dann eingeblendet, wenn CENTIL den Suchbegriff nicht kennt, oder dieser falsch geschrieben wurde.
Die Funktionsmerkmale ähneln denen bei Google, sind jedoch technisch völlig anders aufgebaut und funktionieren auch anders. Wir gehen davon aus, dass die visuelle Ähnlichkeit dazu führt, den Usern den Umstieg und den Gebrauch von CENTIL zu erleichtern.
Aktuell ist der Fokus der indexierten Websites noch auf die Schweiz ausgerichtet, wir haben jedoch damit begonnen, vermehrt auch deutsche und englisch sprachige Inhalte zu spidern. Bis Mitte 2017 sollten ca. 4 Millionen deutsche Websites indexiert sein.
Unser Ziel ist, die Marktmacht von Google in Europa zu brechen. Mit der Anzeige besserer Suchergebnisse und günstigeren Werbemöglichkeiten.
Freundliche Grüsse aus der Schweiz
R. Funk
Mit der Bitte meine Homepage in dem Verzeichnis aufzunehmen.
Vielen Dank und mit den besten Grüssen, von
Roland Strey
Ich wüsste nicht, warum.
Schöner Artikel. Die Suchmaschine Unbubble fehlt noch. Sie hat zur normalen Websuche eine einfache Bildersuche und eine Presseseuche. Die einzige Suchmaschine, die den Anspruch hat, besonders neutral zu sein.
Die Suchmaschine für seltene Dinge http://www.grapper.de fehlt noch. Hier suchen Sammler und andere Suchende seltene Dinge vollkommen automatisiert. Eine Emailbenachrichtigung sorgt für die schnellste Info bei einem Fund.
Sehr interessant der Artikel danke schön mein lieber