Die Zeitschrift „Der Fachjournalist“ hat ein Interview zur „Kunst der Recherche“ mit dem Autor und Journalistikprofessor Hektor Haarkötter geführt. Das Gespräch hebt besonders auf die Frage ab, wie man aus dem Wust des Offensichtlichen das Relevante herausfischen kann. Es geht dabei vor allem um „computational journalism“ und damit die Anforderungen, die heute an Journalisten bezüglich ihrer Computerkenntnisse und der persönlichen Bewandertheit in der digitalen Welt gestellt werden.
„Spiegel“ ohne Medienseite
Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hat seine Medienseite eingestellt. Mit dem Erscheinen von Ausgabe 26/2015 erhält das Hamburger Magazin eine neue Heftstruktur. Die Chefredaktion will damit neue Schwerpunkt setzen und beispielsweise den Spiegel-Gesprächen und -Reportagen mehr Raum bieten. Dafür verzichtet man auf eine eigene, ausgewiesene kritische Medienberichterstattung:
Den festen Medienteil geben wir auf – Texte aus der vielfältigen Welt der Medien finden unsere Leser künftig an entsprechend vielen Orten im Heft,
ist in der aktuellen „Hausmitteilung“ zu lesen. Gerade in Zeiten des „Lügenpresse“-Vorwurfs und eines zunehmend raueren Umgangs der Öffentlichkeit mit ihren Journalisten ist diese Entscheidung schwer nachzuvollziehen. Man könnte höchstens einwenden, dass die Medienseiten des „Spiegel“ auch in der Vergangenheit nicht immer unbedingt die kritischsten waren und stattdessen gerne einmal der Fernsehprominenz eine weitere Bühne zur Selbstdarstellung boten. Die Chance, hier einzulenken und einen wirklich nachhaltigen Blick auf den Medienbetrieb zu werfen, hat die „Spiegel“-Chefredaktion damit vertan.
Internationale Rechercheorganisationen
Es gibt eine ganze Reihe von internationalen Recherche-Organisationen. Auf ihren Webseiten bieten sie häufig viele Tipps und Tricks rund um die Recherche, Links zu Datensammlungen und weiterführenden Informationen und Kontaktmöglichkeiten für recherchierende JournalistInnen. Zu den bekanntesten zählen:
- Netzwerk RechercheV. (nr):
http://www.netzwerkrecherche.de - Das International Consortium of InvestigativeJournalists (ICIJ) fördert grenzübergreifende Recherchen:
http://www.icij.org - Die US-amerikanischen InvestigativeReporters and Editors (IRE):
http://www.ire.org - Das National Institute for computer-assisted reporting (NICAR):
http://www.ire.org/nicar - Das britische The Centre for InvestigativeJournalism (TCIJ):
http://www.tcij.org - Das Swiss InvestigativeReporters’ Network:
http://www.swissinvestigation.net/en/home/ - Die holländisch-belgische Vereiniging van Onderzoeksjournalisten (VVOJ):
http://www.vvoj.nl - Das Global InvestigativeJournalism Network (GIJN):
http://gijn.org
1. Kölner Forum für Journalismuskritik
Die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) e.V. ruft eine neue Fachtagung ins Leben. Gemeinsam mit dem Deutschlandfunk und der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) veranstaltet die INA das 1. Kölner Forum für Journalismuskritik. Begegnungen und Diskussionen mit Medienschaffenden, Kritikern und Wissenschaftlern: Am Montag, 8.6.2015 ab 11 Uhr im Kammermusiksaal des Deutschlandfunks in Köln. die Veranstaltung wird von der Rudolf-Augstein-Stiftung unterstützt. In den drei Panels geht es um „Alternativen zum Journalismus“, „Journalismus und Geheimnis“ sowie „Nachrichten im digitalen Zeitalter“. Fragen nach der Qualität von Recherchen werden dabei sicherlich eine große Rolle spielen.
Im Rahmen dieses Forums wird auch erstmalig der „Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik“ vergeben. Der Preis ist mit 6.000,- Euro dotiert.
Recherche-Desaster mit Schoko-Diät
Ein Medien-Experiment zweier arte-JournalistInnen führt vor allem die Boulevardpresse vor, und das nicht nur hierzulande. Mit großem Aufwand fälschten sie eine wissenschaftliche Studie, derzufolge Schokolade gar kein Dickmacher sei, sondern im Gegenteil bei Diäten helfe und den sogenannten Jojo-Effekt verhindere. Die taz beschreibt das Vorgehen:
Dahinter stecken die Journalisten Diana Löbl und Peter Onneken. Sie haben sich die Story ausgedacht, spielten selbst in weißen Kitteln Ernährungsforscher, bauten eine mies gemachte Institutswebseite. Mit 15 Probanden führten sie die vermeintliche Studie durch. Ein völlig sinnfreies Design. Ihr Ziel: Ergebnisse. Egal wie. Ihre Frage: Schaffen es die Ergebnisse dennoch in die Medien?
Initiative Nachrichtenaufklärung erhält Alternativen Medienpreis
Die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) e.V. erhält beim Alternativen Medienpreis 2015 für kritischen Journalismus den Sonderpreis für Medienkritik. Ausgezeichnet wird insbesondere die Multimediareportage über „vergessene Nachrichten“, die INA-Jury- und Vorstandsmitglied Rita Vock für den Deutschlandfunk produziert hat.
Der Alternative Medienpreis zeichnet seit 16 Jahren Journalistinnen und Journalisten aus, die Themen mit neuen Ansätzen oder medienübergreifend behandeln. Ausdrücklich erwünscht sind Beiträge, die gesellschaftliche Missstände kritisch durchleuchten und Themen aufgreifen, die von den großen Medien vernachlässigt werden. Darstellungsformen, Formaten und Themen der Publikationen sind keine Grenzen gesetzt.
Bei Recherchen festgenommen
Bei Recherchen zur Situation der Gastarbeiter auf den Baustellen für die Fußball-Weltmeisterschaft wurde ein Fernsehteam der ARD festgenommen. Der sportpolitische ARD-Reporter Florian Bauer, der Kameramann, ein Toningenieur und ihr Fahrer wurden anschließend fünf Tage lang an der Ausreise gehindert. Die beschlagnahmte Ausrüstung erhielt das ARD-Team erst nach mehr als vier Wochen und mit vollständig gelöschten Datenträgern zurück. Reporter ohne Grenzen ist beunruhigt über das Vorgehen des arabischen Golfstaats Katar gegen ein ARD-Fernsehteam. Der Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, Christian Mehr:
„Die Regierung in Doha muss sicherstellen, dass ausländische Journalisten ungehindert auch über kritische Themen wie die Menschenrechtslage im Land recherchieren können. Wer wie Katar mit sportlichen Großveranstaltungen die internationale Bühne sucht, sollte sich auch einer kritischen Weltöffentlichkeit stellen.“
ARD-Reporter Bauer hatte sich nach Auskunft seines Auftraggebers, des Westdeutschen Rundfunks, wochenlang vergeblich um Drehgenehmigungen bemüht und sich dann auf eigene Faust auf Recherchetour begeben.
Suchmaschine für Social Media-Inhalte
Lakako ist eine Suchmaschine, die sich ganz auf Social Media-Inhalte konzentriert. Das Design ähnelt sehr dem typischen Suchmaschinen-Design, wie es sich durch Google etabliert hat. Lakako hat seine Stärken aber bei Recherchen im Social Web (Facebook, Twitter, Google Plus), dem Fotodienst Instagram, der Microblogging-Plattform Tumblr sowie Social Video. Mit letzterem sind vor allem auch Videoseiten wie Keek, Vimeo oder Socialcam gemeint.
„Die Kunst der Recherche“ ist erschienen
Here it is! Gestern trudelte das Paket mit den druckfrischen Exemplaren von „Die Kunst der Recherche“ ein: 296 Seiten praktische Tipps, theoretische Reflexion und methodisches Handwerkszeug. Insgesamt habe ich beinahe 2 Jahre an dem Werk gearbeitet und freue mich auf weiterführende Anregungen und Kritik. Die UVK-Verlagsseite zum Buch ist hier zu finden. Zitat des Tages:
„Recherchieren kann heute jeder. Wenn Journalisten recherchieren, sollten sie es zu einer Kunst machen“.
MetaGer: Deutsche Suchmaschine ändert Design
Die deutsche Meta-Suchmaschine MetaGer hat ihr Design und damit auch die Benutzerschnittstelle grundlegend überarbeitet. Neuerdings ist die Suchmaschine ähnlich simpel zu bedienen, wie man das von anderen Suchmaschinen wie z.B. Google längst gewohnt ist. Gerade die Einfachheit des Webdesigns hat ja zum großen Erfolg von Google beigetragen. Auch auf der Suchseite von MetaGer ist nun erst einmal fast nur die Suchzeile und ein Such-Button zu finden.
Eine Meta-Suchmaschine hat in der Regel keinen eigenen Index, sondern sammelt die Suchergebnis von einer größeren Zahl anderer Suchmaschinen. Das ist dann hilfreich, wenn man mit Google & Co. alleine im Internet nicht fündig wird oder sehr spezielle Suchanfragen hat (z.B. wissenschaftlicher Art). Auf welche Suchdienste MetaGer zurückgreift, kann man sehen, wenn man vom neuen Design in die „Klassische Version“ zurückwechselt. Hier kann man sogar per Mausklick auswählen, welche anderen Suchdienste MetaGer nutzen soll:
Die erste Meta-Suchmaschine überhaupt war die amerikanische metcrawler.com, die 1996 ins Leben gerufen wurde und heute unter der Adresse www.zoo.com zu finden ist. MetaGer ist eine Entwicklung des SUMA eV – Vereins für freien Wissenszugang in Kooperation mit der Leibniz-Universität Hannover und startete ebenfalls bereits 1996. Neben der Metasuchfunktion hat die Nutzung von MetaGer noch andere Vorteile: So speichert die Suchmaschine keinerlei Nuterzdaten und anonymisiert die IP-Adressen. MetaGer hat auch einige Funktionen, die viele andere Suchmaschinen nicht kennen, z.B. eine Code-Suche für Programmiercode.